Frustration in einer Beziehung: Leid oder Lernfeld?
Viele Menschen erleben Situationen, in denen das Verhalten des Partners oder der Partnerin zu Ärger oder Frustration führt. Frustration in einer Beziehung wirft wesentliche Fragen auf: Was ist die Ursache dieses Verhaltens? Wer trägt die Verantwortung? Häufig wird impulsiv die Schuld beim Gegenüber gesucht und direkt kommuniziert.
In Beratungsgesprächen dient das Bild eines nach außen gerichteten Zeigefingers als anschauliches Beispiel. Dabei wird oft übersehen, dass die verbleibenden Finger auf die eigene Person zeigen. Dies verdeutlicht, dass bei der Suche nach externen Schuldigen auch eine Mitverantwortung besteht, was ein zum Nachdenken anregendes Paradox darstellt.
Das Erlernen, Ursachen für schwierige Situationen außerhalb der eigenen Person zu suchen – sei es im Berufsleben, in Partnerschaften oder innerhalb der Familie – ist weit verbreitet. Die Schuld wird meist bei anderen gesehen, die eigene Verantwortung hingegen ausgeblendet. Das eigene Ego erkennt selten die eigene Beteiligung und verfügt oftmals nicht über geeignete Methoden zur Selbstreflexion.
Nur wenige Menschen wurden dahingehend geschult, zunächst die eigene Perspektive zu prüfen. Namhafte Psychologen weisen darauf hin, dass Personen mit starken emotionalen Reaktionen Methoden zur Selbstregulation anwenden sollten, da diese Gefühle überwiegend sie selbst betreffen. Die gesellschaftliche Bereitschaft, diese Sichtweise zu akzeptieren, scheint allerdings abzunehmen. Die Übernahme von Eigenverantwortung würde die Konfrontation mit schmerzlichen und unangenehmen Emotionen bedeuten, was häufig vermieden wird.
Das Festhalten an diesem Muster erschwert zwischenmenschliche Beziehungen zunehmend. Es kann zu aggressivem Verhalten, Missmut und dem Gefühl führen, nicht verstanden zu werden. Infolgedessen entsteht ein Kreislauf aus gegenseitigen Vorwürfen, Erwartungen und Ansprüchen, der letztlich zu Belastungen und Konflikten führt. Die Hoffnung auf Veränderungen durch den anderen bleibt häufig unerfüllt, wodurch Beziehungen langfristig Schaden nehmen. Echte Selbstreflexion wird vermieden, während das Beharren auf vermeintlichen Rechten fortbesteht.
Der Mut zur Selbstreflexion: Die drei Finger und das eigene Ich
Der Weg der Selbstverantwortung steht jedem offen, der bereit ist, ihn zu gehen. Doch dieser Weg erfordert Mut, denn er beginnt damit, die eigenen drei Finger anzuschauen, die auf uns selbst zeigen. Was verbirgt sich hinter diesem Bild? Es ist das ICH – jenes Ich, das sich nach Recht und Bestätigung sehnt, das primär sich selbst im Blick hat und möchte, dass es nur ihm gut geht. Alles, was diesem Wunsch entgegensteht, wird oft konsequent abgelehnt. Das eigene Ich wird mit allen Mitteln verteidigt, koste es, was es wolle.

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind und Frustration in einer Beziehung beenden möchten, erkennen wir: Der eigentliche Verantwortliche für alles, was uns im Leben widerfährt, sind wir selbst. Das Eingeständnis dieser Tatsache ist schmerzhaft, denn der Preis für ein Ich, das unnachgiebig auf sein Recht pocht und sich selbst schützt, ist hoch. Manche bezahlen ihn mit Einsamkeit, gescheiterten Beziehungen oder dauerhaftem Unfrieden. Letztlich führt der Weg zur Veränderung über die Bereitschaft, sich selbst kritisch zu hinterfragen und Verantwortung für die eigenen Gefühle und Reaktionen zu übernehmen.
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